Heute mal kein Bauthema, sondern ein Erfahrungsbericht zum Thema Mikroskop.
Zunächst zur Hardware:
Im MK Blog 2220 vom Febr. 2018 wurden Hinweise zum Kauf eines Mikroskopes gegeben.
Ich habe mir im Frühjahr ein Bresser „Biolam“ Mikroskop als Komplettset im Koffer gekauft. So ein „Schülermikroskop“, wurde ja im Blog empfohlen. Sie werden aktuell häufig in gutem gebrauchtem, neuwertigem Zustand günstig angeboten.
Hier mal ein Foto des Bresser Biolam, das es in vielen Set-Varianten gibt.
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Hierzu folgende Erfahrungen:
Es hat nicht lange gedauert, da kam es bei einem Freund zum Einsatz, der sich durch Zusetzen neuer Koi ein paar Parasiten eingefangen hatte.
Vom Grundsatz kann man mit dem Bresser Biolam für unsere Zwecke durchaus Parasiten mikroskopieren. Ein Vorteil des Gerätes ist das Set. Es lässt sich alles im handlichen Koffer verstauen und transportieren, alle benötigten Utensilien sind dabei, es ist Batterie betrieben, also unabhängig vom Stromnetz.
Wenn man als Laie noch keine Ahnung hat, ist es allerdings sehr mühevoll, die richtigen Einstellung zu finden. Fummelarbeit eben und bei mehreren Abstrichen deshalb auch etwas nervig. Das 10er Objektiv (mit 8er und 16er Okular = 80 bzw. 160-facher Vergrößerung) bringt für den niedrigen Kaufpreis (40 €) erstaunlich gute „Bilder“, beim 40iger (320 – 640 Vergrößerung) wird es schon deutlich schwieriger, da alles ziemlich dunkel ist. Das ist, wie ich finde, der größte Nachteil. Die Beleuchtung bzw. die Helligkeit des Objektes ist draußen im Freien bei 40iger Objektiv sehr schwach. Eine Einstellmöglichkeit für Helligkeit und Kontrast, wie bei den Großen (mit Kondensor) fehlt. Vergrößerungen mit dem 100er kann man eigentlich ganz haken, wird aber nicht wirklich gebraucht.
Zur Nachkontrolle nach der Behandlung hat der Freund dann für kleines Geld ein richtig gutes, gebrauchtes Markengerät gefunden. Wir konnten dann bei der Nachkontrolle mit 2 Mikroskopen testen und direkt vergleichen. Das Markengerät zum Bresser ist ein himmelgroßer Unterschied. Die Präparate lassen sich sehr viel leichter und schneller richtig einstellen und sind mittels Konvekor top ausgeleuchtet und man sieht alles sehr kontrastreich. Es ist wie beim Auto zwischen Kleinwagen und S-Klasse Mercedes.
Nun war ich angefixt und wollte auch so ein hochwertiges Teil. Eigentlich unsinnig, weil ich mir das Mikroskop des Freundes jederzeit ausleihen könnte.
Neuware in ähnlich brauchbarer Qualität wäre z.B. das im Blog empfohlene Euromex BioBlue, je nach Ausstattung Monokular ab etwa 400 €, als binokulares Mikroskop etwa 500 €. z.B. hier:
http://www.mikroskop-shop24.de/Mikrosko ... ng-BB.4260Für die eher seltene Nutzung war mir das allerdings zu viel. Mechanisch kommen diese nach "Expertenmeinungen" im Netz jedoch nicht an alte Zeiss-Mikroskope ran.
Habe dann mehrere Wochen den Gebraucht-Markt beobachtet, aber nichts Passendes für einen vernünftigen Preis gefunden. Die Sache ist dann wieder etwas in Vergessenheit geraten. Wie das so ist, konnte ich nun in meiner Nähe durch Zufall ein Zeiss, Standard Junior in extrem guten Originalzustand erwerben. Ich hab mich bewusst für dieses Modell mit monokularem Tubus entschieden (es könnte aber leicht auf binokular aufgerüstet werden). Nachfolgend das Bild vom Zeiss Junior.
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hier der Größenverleich
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Bei meinem fehlte allerdings ein Kreuztisch, der noch nachzurüsten ist. Auch hier brauche ich Geduld, um ein Originalteil zu finden. Zwischenzeitlich tut es ein billiger Nachbau.
Hauptunterschied zum Schülermikroskop Bresser Biolam ist natürlich die sehr viel bessere Optik, Das Biolam hat auch keinen Feintrieb und vor allem keinen Konvekor und zu schwache Beleuchtung.
Recherchen ergaben, dass für unsere Zwecke insbesondere die alten Zeiss-Mikroskope „Standard“ vom Junior, Kf-Serie etc. sehr gut geeignet sind. Sie wurden ab Ende der 1950iger Jahre in großen Stückzahlen verkauft und werden häufig gebraucht angeboten. Vergleichbare Qualität bieten u.a. auch z.B. Wetzlar, Biolam, etc. In der Regel werden solche Mikroskope in guten Zustand um 250€ angeboten.
Man darf sich von der „alten Bauart“, schwarzer Farbe etc. nicht täuschen lassen. Qualitativ sind Optik und Mechanik „Deutsche Wertarbeit“ und es sind immer noch absolut top Mikroskope, wenn sie einigermaßen pfleglich behandelt wurden. Man sollte darauf achten, dass eine Beleuchtung dabei ist. Nur ein Spiegel wäre nicht mehr zeitgemäß, jedoch sind Lampen nachrüstbar.
Natürlich muss man bei den Gebrauchten etwas aufpassen und genauer hinschauen. Manchmal werden ausgeschlachtete Stative von Markengeräten mit Billigkomponenten bestückt, angeboten. Mit Recherche bzw. nachfolgenden Links findet man im Netz Bilder vom Originalzustand und kann vergleichen. Man muss sich damit halt etwas beschäftigten, was ohnehin für die Nutzung eines Mikroskopes erforderlich ist.
Hier noch ein paar links dazu:
https://www.photoinfos.com/Mikroskope/Z ... junior.htmhttp://www.microscopist.co.uk/wp-conten ... andard.pdfFazit:
günstige Schülermikroskope sehe ich für Einsteiger ohne Erfahrung nur als bedingt geeignet und kann sie nicht wirklich empfehlen. Gute gebrauchte Zeiss-Mikroskope bieten für Laien einen optimalen Einstieg und lassen sich i.d.R. bereits zwischen 200-300 € bzw. unter 200 € erwerben. Mit Geduld und etwas Glück kann man Monokulare auch schon mal unter 100 € ergattert.
Soweit zur Hardware.
Aber als Laie ist es das Hauptproblem das Gesehene richtig zu interpretieren. Ideal wären Mikroskopierkurse, die regelmäßig speziell zum Thema Koi angeboten werden.
Vergleichbar gut ist es, wie in meinem Fall, wenn man das mal live gezeigt bekommt.
Etwas zeitintensiver sind eigene Recherchen im Netz. Dort finden sich viele nützliche Tipps und Videoblogs. U.a. wurde in den MK Blogs 2112-2130 eine ganze Serie diesem Thema gewidmet. Insofern sollte man sich ruhig trauen, um mit etwas Übung zumindest mal bei Auffälligkeiten nachsehen zu können.
Gruß Georg